Trauma führt zu Kontaktverlust – Kontakt zu sich selbst und zu anderen. In der Arbeit mit Trauma geht es darum, den verloren gegangenen Kontakt wieder herzustellen.
Neuro Affective Relational Modell (NARM) – Entwicklungstrauma lösen nach Larry Heller
Das Neuroaffektive Beziehungsmodell (NARM) ist ein entwicklungsorientierter, psychotherapeutischer Ansatz zur Bewältigung belastender Kindheitserfahrungen (Entwicklungstrauma, K-PTBS), der von Larry Heller entwickelt wurde. Die langfristigen Folgen früher prägender Erlebnisse stehen im Zentrum dieses Therapieansatzes.
Die funktionale Einheit von biologischer und psychologischer Entwicklung ist für den Menschen essenziell. Die frühe Erfahrung von Kontaktverlust, die unsere Identität, unsere Emotionen, unsere Physiologie, unsere Beziehungen und unser Verhalten tief beeinflusst, werden mit der NARM Perspektive in den Vordergrund gestellt. Die Vorgehensweise mit NARM ist nicht regressiv, nicht kathartisch und nicht pathologisierend. In der therapeutischen Begleitung steht das Zusammenspiel von Aspekten der Identität und die Fähigkeit zu Kontakt und Regulierung im Fokus.
Ressourcen und Resilienz stehen im Zentrum
NARM ist ein Modell für persönliche Weiterentwicklung, Therapie und Heilung, bei dem die Vergangenheit eines Menschen zwar nicht ignoriert wird, der Akzent jedoch auf die Stärken, den Fähigkeiten, den Ressourcen und der Resilienz liegt. NARM ergründet die persönliche Vorgeschichte nur im Hinblick auf früh im Leben erlernte Bewältigungsmuster, die sich störend auf unseren Kontakt mit uns und anderen auswirken und darauf, uns hier und heute lebendig zu fühlen.
Die biologischen Grundbedürfnisse und Kernfähigkeiten
Nach dem Verständnis von NARM gibt es fünf biologisch bedingte Kernbedürfnisse, die für unser physisches und emotionales Wohlbefinden entscheidend sind:
Kernbedürfnis | Für das Wohlbefinden wichtige Kernfähigkeiten |
Kontakt | Fähigkeit in Kontakt mit unserem Körper und unseren Emotionen zu sein. Fähigkeit zu wirklichem Kontakt zu anderen. |
Einstimmung | Fähigkeit, auf eigene Bedürfnisse und Emotionen eingestimmt zu sein. Fähigkeit, physisch und emotional Nährendes zu erkennen und in sich aufzunehmen. |
Vertrauen | Fähigkeit zu einem gesunden Vertrauen in andere und zum Zulassen einer gesunden wechselseitigen Abhängigkeit. |
Autonomie | Fähigkeit angemessene Grenzen zu setzen. Fähigkeit, nein zu sagen und klar zu kommunizieren, wie weit andere gehen dürfen. Fähigkeit, ohne Angst und Schuldgefühle seine Meinung zu sagen. |
Liebe-Sexualität | Fähigkeit mit offenem Herzen zu leben. Fähigkeit, liebevolle Beziehungen und eine lebendige Sexualität miteinander zu verbinden. |
Wird eines dieser Grund- oder Kernbedürfnisse nicht erfüllt, führt dies zu absehbaren psychischen und physiologischen Symptomen: Selbstregulierung, Identität und Selbstwertgefühl geraten ins Wanken.
Auf diese fünf Kernbedürfnisse und -fähigkeiten eingestimmt zu sein bedeutet, dass wir mit unseren tiefsten Ressourcen und unserer tiefsten Lebensessenz in Kontakt sind. In dem Masse, in dem wir die Fähigkeit entwicklen, für unsere Kernbedürfnisse zu sorgen, kann sich Selbstregulierung, innere Organisation, Expansion, Kontakt und Lebendigkeit einstellen – alles Merkmale körperlichen und seelischen Wohlbefindens.